es ist ein heisses Eisen, wenn sich Imker mit landwirtschaftlichen Maßnahmen und landwitschaftlichen Förderprogrammen
auseinandersetzen. Die Mehrzahl der Imker sind keine Landwirte, jedoch sind wir sehr stark von der Landwirtschaft und
der Bereitstellung ergiebiger Massentrachten für die Honigproduktion abhängig. Imker und Landwirte arbeiten gerne zusammen,
die Bestäubungsleistung der Bienen sorgt für bessere Erträge im Obst- und früher auch im Raps- und Sonnenblumenanbau. Oder war das nur früher so?
Die Landwirtschaft verändert sich. War früher die Viehhaltung bei fast allen Landwirten selbstverständlicher Teil der
Produktion, bei der entsprechende Wiesenflächen zur Gras- bzw. Heuproduktion vorhanden waren, verdrängt die Spezialisierung
und Vergrößerung der Betriebe zahlreiche Grünlandflächen zugunsten von Ackerflächen. Auf der anderen Seite werden die
wenigen verbleibenden Dauergrünflächen intensiver genutzt und die Silageproduktion zulasten der Heuproduktion stärker betrieben.
Somit blühen kaum noch Wiesen, frühsommerliche Blühwiesen verschwinden zunehmens. Aber es verschwinden auch zunehmens
kleinbäuerliche Strukturen zugunsten
von Agrarunternehmen. So sind es auch nicht bäuerliche Kleinbetriebe, die von evtl. Schutzmaßnahmen zum Insekten- oder
Bodenschutz gefährdet sind, sondern
die Agrar-Grossbetriebe, die Veredler.
Was bedeutet das für uns Imker? Unsere Bienen sind auch nach der Umstellung der Landwirtschaft zur Agrarindustie auf Blüten
angewiesen. Zwar suggeriert die öffentliche Diskussion dass mehr Biobetriebe hinzu kommen und der Umbau der modernen Landwirtschaft
Richtung Ökologie stattfindet, doch weniger beachtet wird, dass die Agrarindustie viel größere Zuwächse verzeichnet. Wo mit
Ackerbau und Veredelung (Tierhaltung) noch nicht genug Gewinn erwirtschaftet wird, kann mit Bioenergiegewinnung die Lücke
geschlossen werden. Hier kann nicht nur Gülle und Maissilage veredelt werden, auch Blühpflanzen, wobei wir uns mit dem neuen
Begriff der bunten Biomasse,
wie es auch das Netzwerk Feldflur bezeichnet, künftig mehr
befassen müssen.
In den letzten fünf Jahren profitierten wir Imker durch das
Förderprogramm für Agrarumwelt, Klimaschutz und Tierwohl (FAKT), besonders durch die Maßnahmen E1.1 bis E2.2, die - im
Klartext
Brachebegrünung mit Blühmischungen bedeuten, die dem Laien suggerieren, dass Brachen, also nicht genutze Ackerflächen,
begrünt werden. Jedoch gibt es in der modernen Vierfelderwirtschaft seit dem Ende des 19.Jahrhunderts keine Brachen mehr.
Die Landwirtschaft versteht darunter Flächen, die zur Bodenerholung eine gewisse Zeit nicht genutzt werden und der Bewuchs
als Gründünger nach Ende der Brache untergepflügt wird. Kurzzeitige Brachen bezeichnet der moderne Landwird daher eher als
Zwischenfrucht. Das Förderprogramm FAKT verlängert hier den Zwischenfruchtzeitraum
für den Ackerbau auf 4 - 15 Monate, wobei bei Einsaat bis Mai und Mulchen ab Dezember dafür 710 Euro je Hektar bezahlt werden,
jedoch auch bei Einsaat bis Mai und Mulchen im September, wenn eine Winterkultur folgt.
Nutzniesser dieser Verlängerung sollten eigentlich Insekten sein (
siehe Bienenweidenkatalog der Landesregierung), welche die Blüten als Nektar- und Pollenquelle
und Vögel, welche die Sammen als Nahrungsgrundlage nutzen können und Schutz in den Blühwiesen finden (vergl.
Quelle). Aber auch
viele Kleinsäuger ziehen sich in der ausgeräumten Natur in diese Lebenshabitate zurück, ein wahres Igelparadies, Hasen, Rehe,
Rebhühner (wenn es noch welche gibt), finden hier Unterschlupf und Futter. Lapidar heisst es, die Blühwiesen bleiben mindestens
bis zum Herbst stehen. Wir wissen aber nicht erst seit der Diskussion im Herbst 2019, dass diese Blühwiesen viele Insekten anziehen,
die dann direkt im Boden oder in abgestorbenen Stängeln dieser Wiesen ihre Eier ablegen (brüten). 70% der Wildbienen sind Bodenbrüter,
angezogen von dem Nahrungsangebot legen sie hier ihre Eier in den Boden. Im Herbst beginnt für Vögel und Kleinsäuger die harte Zeit,
der Winter steht bevor, in der ausgeräumten Natur finden Vögel kaum noch Nahrung und wenn es richtig hart (kalt) wird, kommt der....

Mulcher im Morgengrauen. Was dem Mulcher entgeht, erledigt die Grubber-Scheibeneggenkombination. Vögel können hier noch auffliegen, wenn der Traktor laut und langsam genug fährt. Für Igel und Kleinsäuger, aber auch für alle bodenbrütenden Insekten ist wie für alle in den Stängeln der abgestorbenen Pflanzen brütenden Wildbienenarten nun das Ende der Saison eingeleutet. Eine ganze Generation Insekten stirbt ohne Pestizideinsatz. Elmar Storch beschreibt das auf seiner Homepage als Genozid an den Insekten, was durchaus zutreffend ist. Die durch den Mulcher hier getöteten Igel und anderen Kleinsäuger noch nicht mit einbezogen. Somit kann das FAKT-Blühwiesen-Programm derzeit in bestehender Form nicht als Verbesserungsmaßnahme für den Artenschutz bezeichnet werden. Und mit Futter und Schutz für Vögel ist es nun auch vorbei. Und auch für uns Imker ist dies oftmals nicht die erhoffte Necktarquelle, wenn die Einsaat bis Mai erfolgt, Kornblumen erst im Juli blühen und die Sonnenblumen im August. Hier ist eigentlich das Bienenjahr bereits beendet und die Varroabehandlung sollte hier erfolgen. Wenn es aber bis jetzt kaum Honig gab, nimmt man den Sonnenblumenhonig im August bis Anfang September gerne noch mit, was aber wieder eine Gefährdung der Einfütterung bedeuten kann. Ein riskantes Spiel mit der Zeit.