Die Wachsgewinnung ist für den Imker sehr wichtig, denn pro Bienenvolk werden pro Jahr je nach Arbeitsweise ca. 2-4 Kilogramm Frischwachs oder
gereinigtes Eigenwachs für neue Mittelwände benötigt. Je besser der Imker die Wabenhygiene beherrscht und durchführt, desto mehr frische Mittelwände
werden benötigt. Da die Bienen für die Herstellung von frischen Bienenwachs je nach Region und Jahreszeit zwischen 7 und 13 Kilogramm Honig verzehren,
wird durch den Eigenwachskreislauf im Gegensatz zum reinen Naturwabenbau der Honigertrag gesteigert, was die Wirtschaftlichkeit der Imkerei erhöht. Als
Imker hat man daher grosses Interesse daran, möglichst viel des benötigten Bienenwachses aus dem eigenen Betrieb zu entnehmen und - wenn man auch selber
keine Mittelwände giest, diese in Lohnbetrieben aus eigenen Bienenwachschargen herstellen zu lassen.
Der Imker unterscheidet Wachs nach Alter und Qualität:
Wachs höchster Qualität: Entdeckelungswachs ist wie man schon am Aussehen erkennen kann ein ganz besonders gutes
Wachs, zart und geschmackvoll. Viele Imker kauen dieses wie Kaugummi während der Honigschleuderung, wenn es frisch ist.
Auch in der Apitherapie wird dieses oftmals angewendet und angeboten. Das Deckelwachs sammelt der Imker getrennt,
reinigt dieses nach der Honigschleuderung und schmilzt es getrennt von anderem Wachs ein.
Wachs in sehr guter Qualität: Baurahmenwachs ist Wachs, das aus dem Baurahmen ausgeschmolzen wird. Im
Baurahmen bauen Bienen ein Wabenwerk ohne vorgefertigte Mittelwand (Naturwabenbau), welches nur einmal mit Drohnen
belegt wurde. Der Baurahmen wird nach Verdeckelung entnommen (Schwarmtriebminderung, Varroabehandlung) und
dann getrennt von anderem Wachs eingeschmolzen
Wachs in guter Qualität: übrige Honigwaben und einjährige Brutwaben werden wieder eingeschmolzen, wenn diese im
Herbst nach der Honigernte oder bei der Bauerneuerung abfallen.
Wachs in normaler und minderer Qualität: wird aus alten zwei oder mehrjährigen Brutwaben ausgeschmolzen
und getrennt von jüngerem Wachs gelagert.
Da der Imker Wachs immer gut verkaufen kann (die Lohnbetriebe, die Wachs umarbeiten, kaufen dieses an) sorgt
der Imker neben der Wabenerneuerung für eine rege Wachsproduktion im Bienenstock, auch wenn immer Mittelwände für
frische Honigwaben eingehängt werden. Honigwaben werden beim Ausbauen nicht nur aus der Mittelwand ausgezogen, sondern
mit viel Frischwachs für die Seitenwände der Waben ergänzt. Nach der Honigernte kann man die Waben dann wieder auf
3 mm Wabentiefe zurückschneiden. Dabei fällt einiges an sehr gutem Wachs für den eigenen Wachskreislauf an. Die
geschleuderten Frühlingshonig-Waben werden dann auch wieder schnell in den Honigraum zurückgehängt, dass in diese
Sommer- oder andere Sortenhonige eingetragen werden können. Aber es werden auch immer leere Mittelwände zugehängt,
um den Bautrieb zu fördern und den Schwarmtrieb zu dämpfen.
Auf diese Weise kann eine kleine Imkerei schon nach wenigen Jahren damit beginnen, eigene Mittelwände aus eigenem
Wachs herzustellen oder herstellen zu lassen. Einige Lohnbetriebe fertigen bereits ab 30 kg eigenem Wachs,
Mittelwände in getrennten Chargen. Übriges Wachs und damit leider auch Wachs in normaler oder minderer Qualität
wird aus dem eigenen Wachskreislauf entnommen und verkauft oder für die Kerzenproduktion verwendet. Wird für
letzteres auch Eigenwachs verwendet, muss das Wachs aufwändig gereinigt werden und danach auch lange trocknen,
ein Grund, weshalb Kerzen aus Bienenwachs dann so teuer sind. Billige Bienenwachskerzen werden dabei
in industrieller Fertigung oftmals auch mit Wachs aus Osteuropa/Asien hergestellt, dabei kann der Imker mit
Preisen von "Feinkost Albrecht" nicht konkurrieren.